Elch
Stanislaw Wostokow
Elch
Eine Erzählung aus der Sammlung „Winterwald“
Eines Nachts war ein Elch aus dem Wald in ein Dorf gekommen. Er lief also ein wenig auf der Straße herum, war in eine mit Brennnesseln bewachsene Gasse eingetreten und ist in den Hof zu Anne Petrowna eingebogen. Ein bisschen Wasser aus dem Fass, welches eigentlich für die Bewässerung gedacht war, trank er auch, die Kleidung auf der Wäscheleine erschien ihm wohl als schmackhaft, weshalb er sie auch schmeckte; auch die Schaufel entkam seiner Zunge nicht. Dann also schob er seinen Kopf durch den schmalen Fensterrahmen und fing an, den Brei mit der langen Zunge in seinen Gaumen hineinzuführen. Nachdem er also fertig war, begann er den Brotlaib zu fressen.
Unerwartet jedoch stieß einer seiner langen Hörner an den Wasserkessel. Dieser fiel von Tisch und kullerte mit einem silbernem „Ping!“ über den Boden. Der Elch erschrak, wollte weglaufen, konnte aber nicht- die Hörner blieben im Fensterrahmen hängen!
Des Morgens wachte Anna Petrowna auf, ging in die Küche und erschrak. Der Elch sah sie auch seinen tiefen, traurigen Augen an. Zunächst schnappte sie das Nudelholz, doch dann erbarmte sie sich dem armen Tier und entschied stattdessen, den Mitrietsch zu rufen.
„Mitrietsch,“ schreit sie, „komm zu mir! Ein Elch steckt in meinem Fenster!“
Mitrietsch schlief jedoch noch, sodass er nichts verstand. „Wat,“, spricht er also, „welcher Elch?“ „Gehörnter! Steckte seinen Kopf zu mir ins Fenster, aber rauskommen kann er net!“
Mitrietsch tritt also zu Anna Petrowna, und sieht: da ist wirklich ein Elch!
„Mene Güte!“, spricht er also. „Wie wollen wir ihn da herausbekommen?“
„Ich weiß zwar nicht wie, aber bitte hole ihn hier heraus. Soll ich etwa mein ganzes Leben mit ihm verbringen?“
Mitrietsch umkreist den Elch, weiß jedoch nicht, von welcher Seite er sich heranwagen sollte.
„Aber… vielleicht kann er auch bei dir bleiben?“, schlug er vor. „Sieh an, welche Hörner er hat! Vielleicht kannst du sie ja als Wäscheleine oder als Handtuchhalter benutzen.“
„Also nicht dein Ernst! HOLE DAS VIEH JETZT DA RAUS!!!“
„Ist ja schon in Ordnung, ich versuche es.“
So also brachte er eine Kreissäge und fing an, den Fensterrahmen zu durchtrennen. Der Elch stand still, nur seine Ohren verrieten seine Aufregung. Das Summen der Säge gefiel ihm wohl nicht. Endlich war der Fensterrahmen durchtrennt, und Mitrietsch konnte den Elch befreien; dieser wurde auch sofort in die Freiheit geschoben.
Der Elch stand also im Hof, und auf seinem Horn flattert eine blaue Gardine.
„Mirietsch, hol mal von ihm die Gardine runter! Mit was soll ich denn meine Fenster zudecken?“
Mitrietsch trat an den Elch, „put-put-put-miez-miez-miez“, doch der Elch wich zurück. Als dieser an der Gartentür war, drehte er sich um und rannte in den Wald so schnell es ging; nur seine Hufen blitzen im Sonnenlicht auf.
„HAAALT!!!“, brüllte Anna Petrowna, „GIB MIR MEINE GARDINE ZURÜCK!!!“
Sie rannte also hinter dem Elch her, so schnell es ging, doch wie sollte eine Frau einen panischen Elch einholen?
„Ach, die Gardine, das ist nicht schlimm,“, spricht Mitrietsch, während er den Fensterrahmen wieder einsetzt, „das ist nicht schlimm. Aber wenn er zu mir käme… alle meine Erdbeeren wären in seinem Schlund!“
Den Elch sah man noch oftmals. So also trat er lange mit den Gardine auf seinen Hörnern herum, bis er sie abwarf.
Elch
Eine Erzählung aus der Sammlung „Winterwald“
Eines Nachts war ein Elch aus dem Wald in ein Dorf gekommen. Er lief also ein wenig auf der Straße herum, war in eine mit Brennnesseln bewachsene Gasse eingetreten und ist in den Hof zu Anne Petrowna eingebogen. Ein bisschen Wasser aus dem Fass, welches eigentlich für die Bewässerung gedacht war, trank er auch, die Kleidung auf der Wäscheleine erschien ihm wohl als schmackhaft, weshalb er sie auch schmeckte; auch die Schaufel entkam seiner Zunge nicht. Dann also schob er seinen Kopf durch den schmalen Fensterrahmen und fing an, den Brei mit der langen Zunge in seinen Gaumen hineinzuführen. Nachdem er also fertig war, begann er den Brotlaib zu fressen.
Unerwartet jedoch stieß einer seiner langen Hörner an den Wasserkessel. Dieser fiel von Tisch und kullerte mit einem silbernem „Ping!“ über den Boden. Der Elch erschrak, wollte weglaufen, konnte aber nicht- die Hörner blieben im Fensterrahmen hängen!
Des Morgens wachte Anna Petrowna auf, ging in die Küche und erschrak. Der Elch sah sie auch seinen tiefen, traurigen Augen an. Zunächst schnappte sie das Nudelholz, doch dann erbarmte sie sich dem armen Tier und entschied stattdessen, den Mitrietsch zu rufen.
„Mitrietsch,“ schreit sie, „komm zu mir! Ein Elch steckt in meinem Fenster!“
Mitrietsch schlief jedoch noch, sodass er nichts verstand. „Wat,“, spricht er also, „welcher Elch?“ „Gehörnter! Steckte seinen Kopf zu mir ins Fenster, aber rauskommen kann er net!“
Mitrietsch tritt also zu Anna Petrowna, und sieht: da ist wirklich ein Elch!
„Mene Güte!“, spricht er also. „Wie wollen wir ihn da herausbekommen?“
„Ich weiß zwar nicht wie, aber bitte hole ihn hier heraus. Soll ich etwa mein ganzes Leben mit ihm verbringen?“
Mitrietsch umkreist den Elch, weiß jedoch nicht, von welcher Seite er sich heranwagen sollte.
„Aber… vielleicht kann er auch bei dir bleiben?“, schlug er vor. „Sieh an, welche Hörner er hat! Vielleicht kannst du sie ja als Wäscheleine oder als Handtuchhalter benutzen.“
„Also nicht dein Ernst! HOLE DAS VIEH JETZT DA RAUS!!!“
„Ist ja schon in Ordnung, ich versuche es.“
So also brachte er eine Kreissäge und fing an, den Fensterrahmen zu durchtrennen. Der Elch stand still, nur seine Ohren verrieten seine Aufregung. Das Summen der Säge gefiel ihm wohl nicht. Endlich war der Fensterrahmen durchtrennt, und Mitrietsch konnte den Elch befreien; dieser wurde auch sofort in die Freiheit geschoben.
Der Elch stand also im Hof, und auf seinem Horn flattert eine blaue Gardine.
„Mirietsch, hol mal von ihm die Gardine runter! Mit was soll ich denn meine Fenster zudecken?“
Mitrietsch trat an den Elch, „put-put-put-miez-miez-miez“, doch der Elch wich zurück. Als dieser an der Gartentür war, drehte er sich um und rannte in den Wald so schnell es ging; nur seine Hufen blitzen im Sonnenlicht auf.
„HAAALT!!!“, brüllte Anna Petrowna, „GIB MIR MEINE GARDINE ZURÜCK!!!“
Sie rannte also hinter dem Elch her, so schnell es ging, doch wie sollte eine Frau einen panischen Elch einholen?
„Ach, die Gardine, das ist nicht schlimm,“, spricht Mitrietsch, während er den Fensterrahmen wieder einsetzt, „das ist nicht schlimm. Aber wenn er zu mir käme… alle meine Erdbeeren wären in seinem Schlund!“
Den Elch sah man noch oftmals. So also trat er lange mit den Gardine auf seinen Hörnern herum, bis er sie abwarf.