Auf den Fuß getreten

Als ich auf den Fuß des Direktors drauftrat, wusste ich noch nicht, dass er ein Direktor war. Das hat er mir schon selber gesagt:

„So so! Auf den Fuss des Direktors draufgetreten!“

Ich war stumm, mir stockte der Atem. Ich hatte nichts zu sagen.

„Na, was bist du denn so stumm?“, fragte der Direktor. „Hast du nichts zu sagen?“

Ich nickte den Kopf.

„Sehr sch“, empörte sich der Direktor. „Er hat auf den Fuß des Direktors draufgetreten und nickt einfach mit den Kopf! Bist du darüber zufrieden was du gemacht hast?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, schaut ihn nur an!“, kochte der Direktor. „Schüttelt den Kopf als wäre nichts passiert! Als ob er dem Direktor grade eben nicht auf den Fuß treten würde! Und weißt du was ich mit dir machen kann?“

Ich nickte.

„Weißt du? Und was könnte es sein?“

„Sie könnten mir auch auf den Fuß drauftreten“, bin ich auf die Idee gekommen. „Und so bleiben wir Freunde.“

Der Direktor dachte ein Moment nach und dann trat er auf meinen Fuß. Das tat kaum weh.

Und wir sind Freunde geblieben.


Leo Richter 16.10.2017